Liebe Oldtimerfreunde, da der Besuch eines Fahrzeugmuseums zur Zeit nicht möglich ist, es aber für viele zum Wohlbefinden gehört, sich mit kulturell wichtigen Dingen zu beschäftigen, muss in dieser etwas komplizierten Zeit eine Kamera mal den Besuch im Museum für sächsische Fahrzeuge in Chemnitz ersetzen und mal nachschauen, was es hier in der Sonderausstellung »Fix voran mit Frontantrieb – 90 Jahre DKW-Rennwagen« Neues und Interessantes gibt.
Wir wollen heute unseren Blick besonders auf die z. Zt. laufende Sonderausstellung »Fix voran mit Frontantrieb – 90 Jahre DKW-Rennwagen« richten, die mit dem ersten 1929 entstandenen DKW-Sportwagen PS 600 beginnt und auch zwei Exemplare der in Zschopau gebauten frontgetriebenen Werksrennwagen von 1931 zeigt. Auf deren technischer Basis, einem Zweizylinder-Zweitaktmotor mit Ladepumpe zur Leistungserhöhung baute der Baron Reinhard von König-Fachsenfeld im Sommer 1931 ein Auto mit einer strömungsgünstigen leichten Aluminiumkarosserie und erzielte im Herbst des gleichen Jahres auf der Rennbahn von Montlhery bei Paris einige Weltrekorde. Diese Auto befand sich im Frühjahr dieses Jahres hier in der Ausstellung als Leihgabe. Z. Zt. ist es wieder im Schloss Fachsenfeld im württembergischen Aalen zu sehen. Schon in den Dreißigern, aber besonders nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bauten rennsportbegeisterte Bastler aus vorhandenen DKW-Teilen Rennwagen, von denen einige bis heute erhalten blieben.
In der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre setzte sich im Vorstand der Auto Union die Erkenntnis durch, dass die damals hier hergestellten Autos mit einem 20 PS- Zweizylindermotor und einer kunstlederbespannten Holzkarosserie zwar preiswert aber für die Zukunft des Autobaus wohl nicht geeignet wären. Es stand also die Entwicklung eines Autos mit höherer Leistung und einer Stahlblechkarosse im Raum. Besonders der im Auto Union-Vorstand tätige Dr. Carl Hahn setzte sich sehr für diese Entwicklung ein und aus seinen Bemühungen entstanden 1939 die ersten Prototypen eines frontgetriebenen DKW-Dreizylinder-Autos mit sehr strömungsgünstiger Blechkarosserie. Die gleiche Karosserieform war auch für die größeren Auto Union-Fahrzeuge mit Wanderer-und Horch-Motoren vorgesehen. Diese fortschrittlichen Entwicklungen wurden aber ein Opfer der wachsenden Rüstungsproduktion.
Auch für die F 9-Entwicklung blieb der steigende Bedarf der Wehrmacht an Fahrzeugen und militärischem Zubehör nicht ohne Folgen. Der für 1940 vorgesehene Beginn der F 9-Serienproduktion blieb eine Utopie. Um den zukünftigen Käufern des neuen DKW-Autos ihre Anschaffung schon mal schmackhaft zu machen, plante die Auto Union mit einem ganz besonderen Sportwagen mit der Technik des F 9 bei Langstrecken-und Zuverlässigkeitsfahrten Medaillen für Siege und vordere Plätze nach Sachsen zu holen. Als der Zweiten Weltkrieg die Wirtschaft schon beherrschte, gab es von diesem Auto nur eine Entwurfszeichnung, die aber glücklicherweise mit einigen anderen Zeichnungen des normalen F 9 erhalten blieb. Bei der Vorbereitung einer Sonderausstellung über den F 9 im hiesigen Fahrzeugmuseum im Jahr 2014 kam diese Zeichnung wieder ans Tageslicht und in die Hände derer, die ihre Bedeutung erkannten.
Die Beschreibung der Umstände des Auffindens der Zeichnung und des Baus des Sportwagens, nach 80 Jahren, werden wir Ihnen in einem Fortsetzungsartikel vorstellen.
Frieder Bach
Information
Seit dem 2. November 2020 ist das Fahrzeugmuseum, gemäß amtlicher Vorschrift, geschlossen.
Die Ausstellung »Fix voran mit Frontantrieb – 90 Jahre DKW-Rennwagen« wird noch bis zum 14. Februar 2021 vorgehalten.
www.fahrzeugmuseum-chemnitz.de
Frieder Bach: Der letzte Auto Union Sportwagen aus Chemnitz. Mit einem Geleitwort von Prof. Karl Clauss Dietel;
23,0 × 23,0 cm, Brosch., 120 Seiten, 149 z.T. farbige Fotos
VP 14,50 Euro ISBN 978-3-96063-030-2
Beziehbar über jede Buchhandlung oder direkt beim Verlag
Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.
ich bin jedes Mal begeistert über die Fotos in der Ausstellung.
Und nicht minder über das Cover des Buches von Frieder Bach!